Majestätisch, barock, echt oberschwäbisch (Südkurier 10.01.2023)
Markdorf- Drei Tenor- und eine Bassposaune strahlend, blank und klar im Klang – wie sollte ein Auftakt anders als pompös ausfallen? Das war der zuerst sich aufdrängende Gedanke. Johannes Tress, musikalischer Leiter des Fördervereins Kirchenmusik, wünsche den Besuchern in der St.-Nikolaus-Kirche bei der Begrüßung ein „pompöses Konzert“. Matthias Stärk, Klaus Merk, Frank Martin und Kar Bertsch, die vier Bläser des Posaunenquartetts Tromposi hatte Tress kurz vorgestellt – ebenso den Organisten an diesem Abend, Ludwig Kibler. Die Musiker kommen alle aus dem Oberschwäbischen.
Und dann erklang Musik von Biagio Marini. Bekannt ist der Komponist wohl bloß den Liebhabern alter Musik. Dies auch eher für seine Weiterentwicklung der Violin-Musik als für Bläser-Kompositionen. Venedig, Parma, Mailand, Padua und Vincenza aber auch Neuburg und Düsseldorf heißen die wichtigsten Stationen seiner Arbeit. Fürsten und Bischöfe beauftragten ihn, ganz so wie es üblich war in der Barockzeit. In der Musik, bildenden Kunst, sogar das Theater dem Adel zu Repräsentationszwecken diente. Je prächtiger, je pompöser, desto mehr Ansehen verhieß die Kunst den Herrschern. Einfach nur „Canzona“ heißt das erste Stück, mit dem die vier Posaunisten das Konzert begannen. Gewiss, es hat Signalwirkung. Was in der Natur der Instrumente liegt. Aber dann folgte kein Schmettern,
kein Triumphalismus, sondern milde, eher dezent gehaltene Töne. Liedhaft, eingängig war die Melodie.
Höfischer Glanz ja, aber von der feinen, der edlen Sorte. Überhaupt verzichtete das Posaunenquartett auf jede klangliche Überrumpelung. Die Musiker von Tromposi erwiesen sich als Meister der delikaten Tonfolge. Ob Weihnachtliches, ob frohes Jubilieren, ob symphonische Breite – etwa beim „Tanz der Gaukler“ von Rimski-Korsakow oder ob großer Bogen wie bei Anton Bruckners „Inveni David“, und dort
im Zusammenspiel mit Ludwig Kibler an der Orgel -, stets setzten die Posaunisten auf sanfte, auf milde Farben. Um so stärker fiel deshalb ins Gewicht, wenn sie doch einmal die klangliche Wucht ihrer Instrumente ausspielten.
Ganz ähnlich hielt es Organist Kibler auf der Empore. Auch sein Spiel verzichtete auf große Geste. Selbst beim klanglichen Höhepunkt des Konzerts, der Toccata aus Widors Orgelsymphonie, selbst im Wallen und Brodeln der Klänge, selbst im Stampfen des hektisch peitschenden Rhythmus der Komposition überwog jene Klarheit und jene Deutlichkeit, die auch Kennzeichen von Barockmusik sein kann.
(Jörg Büsche)