Renaissanceklänge färben Benefizkonzert (Schwäbische Zeitung Tettnang 16.07.2008)
Das Posaunenquartett „Tromposi“ mit Bläsern aus dem oberschwäbischen Raum hat zusammen mit dem Organisten Ludwig Kibler in St. Gallus ein abwechslungsreiches Benefizkonzert gegeben. Ein Teil der dabei erhaltenen Spenden sind auch für den Orgelumbau gedacht.Nicht die Streichinstrumente, sondern Trompete und Posaune haben in der Renaissance den Ton angegeben. Festliche und sakrale Musik an Höfen und in der Kirche bekamen festlichen Impetus durch die Bläser. Und dies ließ sich wunderbar beim Programm der „Tromposi“ mit Matthias Stärk, Klaus Merk, Frank Martin und Karl Bertsch beim Benefizkonzert in St. Gallus nacherleben. Eingestimmt dazu haben Bläser und Organist mit „Padouan“ von Paul Peuerl (1570-1625), wobei der geschlossen gespielte und sauber intonierte vierstimmige Satz der Posaunen von der Orgel beantwortet und dann mit bewegten Mittelstimmen leicht verändert wurde, abgeschlossen von einem freudigen Tuttiklang mit versiert gespielten Läufen.
Einer der Hauptvertreter der Renaissancekomponisten ist Michael Praetorius, von dem die Posaunisten aus der „Suite des Danses“ zwei Ballett-Sätze und eine Courante spielten. Anfänglich in wohlklingender akkordischer Stimmbewegung angesetzt, gewannen die Tänze durch die farbigen Harmonien an Festlichkeit, die bei der Courante bei hellen Fanfarenmotiven fast in freudige Jagdmusik umschlug.Mit den beiden, für Bläser umgeschriebenen Werken „O magnum mysterium“ und „Domine, exaudi orationem meam“ von Giovanni Gabrieli wurde italienische Renaissance-Musik lebendig. Auf das Vorspiel der Orgel stimmten die Bläser mit festlich wirkendem vierstimmigem Satz ein, der durch lebendige Stimmbewegung und auch rhythmische Vielfalt zunehmend an herber Schönheit gewann. Sicherheit in polyphonischer Spielweise zeigte sich bei der vierstimmigen Fuge von W. A. Mozart. Originale Literatur bot das Quartett mit dem „Tanz der Gaukler“ von Nicolai Rimsky Korsakov. In fluktuierend tänzerischer Bewegung der Stimmen und flexibler Tonbildung wurde das launische Thema umspielt. Noch tongewandter hörte man die Bläser bei der „Fallstaffiade“ von Jan Koetsier, einem zeitgenössischen Komponisten. Hierbei übernahm Karl Bertsch mit der Bassposaune den fülligen Solopart für die thematischen Vorgaben. Wendig reagierten seine Mitspieler mit freudigen, fast scherzohaften Passagen und sicher intonierten Dreiklangsmotiven, die im Finale sogar virtuose Züge annahmen. Anspruchsvoll hinsichtlich der Tonreinheit war das Adagio von Samuel Barber. Es gewann durch die farbige Harmonik und dezente melodische Gestaltung auch an Wirkung im Bläsersatz.Zwischen den Stücken für Bläser und Orgel bereicherte Ludwig Kibler das Programm zunächst mit Präludium und Fuge in D-Dur von Dietrich Buxtehude. Die sechs Abschnitte leitete der Organist mit locker gebrochenen Akkorden ein, gefolgt von markant artikulierter Fuge und konzertant gehaltenen Sequenzabschnitten. Sehr kraftvoll dazu abgesetzt war das Adagio mit anschließend toccatenhaftem Schluss. Eine Orgeldelikatesse ist „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne, bei der Ludwig Kibler den viertönigen Westminster- Gong voll im Pedal anschlug und bei wuchtigem Tuttischluss in scharfen Zungenregistern den Zuhörern wohl bewusst wurde, dass ein Orgelumbau sich tatsächlich lohnt.(Erschienen: 16.07.2008 in der Schwäbischen Zeitung Tettnang)