Sanft und zärtlich kann die Posaune sein (Schwäbische Zeitung Kressbronn 06.06.2016)
Sanft und zärtlich kann die Posaune sein
Ein erlesenes Posaunenkonzert spielt das Quartett „Tromposi“ in der Kapelle Tunau: Von links Karl Bertsch (Bassposaune), Frank Martin, Matthias Stärk und Klaus Merk (Tenorposaunen).
Christel VoithVier Posaunen, das ist ungewöhnlich, ein Nischenkonzert, das seinen eigenen Reiz hat, erst recht, wenn vorzügliche Musiker zusammengefunden haben. Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ und im Sinfonischen Jugendblasorchester Baden-Württemberg waren sie einander begegnet, hatten Lust, zusammen zu spielen und daher 1997 das Posaunenquartett gegründet: Klaus Merk aus Bad Wurzach, Matthias Stärk aus Wangen, Frank Martin aus Ochsenhausen mit Tenorposaunen und Karl Bertsch aus Laupheim mit der Bassposaune. Jeder für sich wirkt in diversen Orchestern und Ensembles mit, zusammen haben sie sich ein Repertoire von der Renaissance bis in die Gegenwart erarbeitet, eine stilistische Vielfalt, die auch im Tunauer Programm zu erleben war. Geschmeidig beherrschen die vier Musiker ihre Instrumente, so sanft und melodisch, dass die beiden kleinen Buben, die sich an ihren Vater in der Bank kuscheln, bald selig entschlummern. „Derf mr klatsche?“, fragt’s leise nach der strahlenden Eröffnungsfanfare, doch keiner traut sich so recht, dafür ist der Applaus am Ende umso herzlicher.
Kurze Einführungen
Schön ist, dass Klaus Merk immer wieder kurze Einführungen gibt. Aus der Renaissance, von Tielman Susato, stammt die erste Suite, deren „Mohrentanz“ sehr an Monteverdi erinnert. Wie muntere Jagdhörner mit Echowirkungen klingen die Posaunen in der Pavane, die immer dynamischer wird. Nach eher sakralem Beginn weckt Jakob Arcadelts Renaissance-Suite eine frohe, frühlingshafte Stimmung. Nach einer lebhaften barocken Canzona bleiben die Musiker mit Jean-Baptiste Loeillet im Barock. Ein lebhaftes Allegro bläst wieder zur Jagd, der wiegende Rhythmus des Schlusssatzes animiert zum Tanz. Ein Zeitsprung führt zu Rimsky-Korsakow und zum ergreifenden Adagio von Samuel Barber. Dann kehren die Posaunisten mit Pachelbels lebhaft-bewegter Chaconne zurück in den Barock. Mit dem freudigen Choral „Vollendet ist das große Werk“ aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ lassen sie noch einmal den festlichen Glanz der Posaunen erleben. Piano und meditativ beenden sie das Konzert in der Zugabe mit dem Fukushima-Song für Japan.
(Christel Voith)