Erhabene Klänge im Münster Heiligkreuztal (Schwäbische Zeitung Riedlingen 24.07.2019)
Mit einer Vielfalt an Klangelementen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart erlebten die Zuhörer im Münster Heiligkreuztal neben dem Wohllaut von drei Alphörnern vor allem die ungeahnte Beweglichkeit im Musizieren auf Posaunen. Die Orgel mit all ihrer Schönheit vervollkommnete die Stunde des Innehaltens für Leib und Seele.
Das aus dem oberschwäbischen Raum stammende Posaunenquartett Tromposi besteht als musizierende Verbindung seit 1997. Matthias Stärk (Wangen) , Klaus Merk (Bad Wurzach) und Frank Martin aus Ochsenhausen sind Meister auf den Tenorposaunen, Karl Bertsch aus Laupheim steuert mit seinem Können auf der Bassposaune die Basiselemente für einen für viele Zuhörer unerwartet beweglichen Gesamtklang bei.
Unbeschwert, fast anmutig in der Melodieführung, beschwingt in der Interpretation, so eröffnete Tromposi die verinnerlichte Stunde mit Klängen des „Ballet du roy“ von Michael Prätorius aus dem 17. Jahrhundert. Danach anbetend im Charakter als abgerundeter Tonklang, der sich jedoch bald weitete und zu deutlich differenzierten Klangbildern führte, drei als Equale bezeichnete choralartige Werke Beethovens. Beeindruckend das zauberhafte Piano als Beschluss jeder Einheit. Flott hingegen im figuralen Aufbau das Zusammenspiel der vier Solisten bei „Le basque“ von Marin Marais. Faszinierend für die Zuhörer, wie beweglich man auf einer Zugposaune musizieren kann! Das Tempo und zugleich die Fülle des Raums zu beherrschen, zeigte das außerordentliche Können der vier Musiker.
Mit drei Werken zeitgenössischer Komponisten bewies Tromposi, wie sehr das Quartett auch mit der modernen Tonsprache vertraut ist. „Scarborough Fair“, von Bill Reichenbach arrangiert, besticht durch angenehm weiche Passagen. „Golden Glow“ von Bert Appermont ist geprägt von einer lebhaften Konversation zwischen den einzelnen Instrumenten. Was sich teilweise in der modernen Tonsprache als reges, leicht unkontrollierbares Gespräch unter den vier Posaunen anhört, wandelt sich unvermittelt zu harmonischem Miteinander voll einprägsamer Klangkultur. Auch kurzgefasste Intermezzi zeugen von der Meisterschaft der Interpreten. Rhythmisch prägnante Einwürfe enden in einem herrlich lyrisch gestalteten Finale. Besinnlich, klanglich fein abgerundet, die „Cantiga Brasileira“ von Gilberto Gagliardi, bei der die Zuhörer bei den klanglich fein abgerundeten Steigerungen einer überlegt eingebauten Melodie nachspüren konnten.
Dazwischen als im Münster selten gehörter Weise die Klänge eines Alphornterzetts. Aufsteigende hehre Laute in durchweg angenehmem Volumen, in sich wohltuend abgerundet und dadurch ein Labsal für Herz und Seele, zwei Alphornweisen des Zeitgenossen Hans Neubacher. Daran schloss sich als weitere Kostbarkeit die Fanfare des Posaunisten Klaus Merk für Alphornterzett und Bassposaune an. Hier verschmolzen zwei im Grunde ganz verschiedene Klangformen zu einer hörenswerten Einheit mit kurz gefassten Momenten der Posaune und weit schwingenden Sequenzen der Alphörner als vollkommener Einheit im klanglichen Empfinden.
Als Organist führte auch Ludwig Kibler die Zuhörer durch mehrere Phasen der Musikgeschichte. Demütig das Kyrie im ersten von vier Couplets von Francois Couperin aus der Zeit um 1700, instrumental das Christe, bei dem vor allem die Zungenregister mit ihren ganz verschiedenen Klangfarben den Raum füllten. Jedes Couplet war in seiner Zweiteilung durch differenzierte Registrierung deutlich voneinander abgehoben. Bis ins Innerste meditativ oder zum Träumen schön das Adagio aus der ersten Triosonate von Johann Sebastian Bach. Silbern klar die Melodie, fein ziseliert umrankt zu dezenter Begleitung im Pedal.
Die „Suite gothique” von Leon Boellmann , geschrieben ums Jahr 1880, ist ein mehrteiliges Werk, bei dem der Organist aus der Registervielfalt der Orgel schöpfen kann. Majestätisch die Introduction, inhaltlich differenziert der Choral, heiter beschwingt ein Menuet gothique, demütig das Priere a Notre-Dame. Als Beschluss voll instrumentalem Feuer die Toccata mit einem Rausch bestechender Klangvielfalt, die prächtigen Pedalsequenzen eingeschlossen.
Herzlicher Beifall für das Posaunenquartett und den Organisten, bis zum Ende des Konzerts aufbewahrt, war Dank für ein trotz der Vielfalt der Instrumente in sich abgerundetes Hörerlebnis im hohen Raum des Münsters Heiligkreuztal.
Kurt Zieger